Freitag, 23. Januar 2009

20. die Buddhas sind immer da (Frühjahr '99)

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20.1 Tablettenmelancholie
Frühlingserwachen. Alles blüht auf. Zeit zum Neubeginn. Gesichter der Menschen erwachen und werden hell. Auf den Straßen werden Geschichten erzählt. Warum tragen Frühlingsabende diese Melancholie? Einsamkeit wird greifbar. Existenzielle Fragen tauchen auf.- Gott sei dank bin ich dazu zu Tabletten müde.

20.2 Mahamudrakurs in Berlin
Noch im Krankenhaus bekomme ich die Nachricht. Osterkurs in Berlin. Es wird ein Mahamudrakurs. Mahamudra- mein Ideal. Das kam mir so kostbar vor. Das hätte ich nie zu hoffen gewagt.

20.3 Das Gespenster austreiben noch toppen.
Trotzdem Zweifel, ob es ausreichen wird die Gespenster zu vertreiben. Wie kann man noch mehr Ablenkung schaffen? Und einen anderen Fokus setzen natürlich. Wie ist es das noch zu toppen? Mein erstes Treffen mit Ole.Mein erster Mahamudrakurs mit meinem ersten Treffen mit Ole. Irgendwie ein historisches Datum. Vielleicht die Chance auf einen Neuanfang.

20.4 Welche Frage?
Welche Frage soll ich bloß stellen? Was würde am meisten weise klingen?

20.5 Marakesh
Am Abend sehe ich den Kinofilm Marakesh.

[Nach der Trennung von ihrem Mann, reist eine junge Engländerin mit ihren zwei kleinen Töchtern durch Marroko. Sie ist auf der Suche nach Antworten und ihrem Sufi-Lehrer. Schließlich findet sie ihn. Er spricht nur ein paar kurze Sätze mit ihr. Doch ihr Herz wird geöffnet. Sie beginnt zu weinen. Und die Antworten nach denen sie gesucht hat, sprudeln nur so aus ihr heraus. Wenn eine Lehrer- Schüler-Verbindung besteht, bedarf es keiner großen Worte. Der Lehrer kann dann viele verschiedene Ebenen nutzen, um die richtigen Knöpfe zu drücken. Aufeinmal fallen die Schleier von den Augen. Der Lehrer inspiriert zu den Antworten, die man sucht. Das Schlüssel-Schloß- Prinzip greift. Der Lehrer kann sehen welche Erkenntnisse der Schüler in welcher Form verarbeiten kann und braucht. Der Lehrer öffnet die Tür zur Erkenntnis. D der Weg ist jetzt frei. Hindurchgehen muss der Schüler aber selbst.]

20.6 Angst die Verbindung zu verlieren.
Ich werde einfach das fragenwas mich am meisten bewegt.


Seit dem Powa in Kassel habe ich Angst, die Verbindungen zu verlieren. Die Angst wird zur Panik, seit dem ich so Tabletten müde bin. Eine ganze Meditation halte ich eh nicht durch. Selbst die Konzentration auf ein Mantra war manchmal schwer. Meistens kann ich mir nur vorstellen das Treya-Tara mich in den Arm nimmt.

Das macht mir enormen Druck. Ich verkrampfe mich immer mehr.

An selten wage ich nicht mal zu denken. Ich muss darum in eines der Häuser auf dem Zeltplatz.

Ich weiß, die sind eigentlich nur für die Lamas reserviert. Aber dann sollen die halt ein bißchen zusammenrutschen. Piri- der Nabel der Welt.

Ist doch ganz klar, was Ole antworten wird. Enttäuschung! Lösung erst bei Ostereier in Stuttgart.

Bestimmt ist diese Frage viel zu banal für dieses Gespräch. Ist ja schon klar, das er Ja sagen wird. Kumpelbonus.

20.7 Lampenfieber
Trotzdem wochenlanges Lampenfieber. Übersetzung suchen. Soll keine AS machen. Gabi traf ich zufällig. Sie bietet Hilfe an. Sie wird also übersetzen. Gabi ist eine AS.
( Achtung! hier oder 20 wurde abgeändert.)


Ich habe damals über Ole gesprochen, das weiß ich noch und habe kein gutes Wort an ihm gelassen. Das erste mal das wir uns dann wiedersehen, wir laufen uns in die Arme vor dem Powa - Zelt in Kassel. Wir gucken uns an und müssen beide lachen.

Der Termin rückt näher. Warum habe ich mir das angetan?
Angst auf den poltrig und strengen Ole zu treffen. Man hört so viele Geschichten...

20.8 Ole auch mal sanft
Und dann ist es soweit. Caty hat uns eine ruhige Ecke reserviert. Ole kommt, leise, sanft, weich, er hält die ganze Zeit über meine Hände in Seinen. Für einen moment denke ich das ist die Geste mit der man jemand etwas beibringen muss. Er sagt kein hartes nein. Sehr diplomatisch. Ich soll das mit den Organisatoren klären.

Ich bin total geschockt. Wie kann er nur. Das ist Diskriminierung. So viele Rollifahrer gibt es ja wohl nicht. Probleme der anderen kann ich nicht sehen. Alles nur in bezug auf mich.


Und du wirst die Verbindung nie verlieren.
Schnips und die Angst ist durchgeschnitten worden.
Mit diesem kleinen Satz. Die Verkrampfung löst sich. Alles ist gut. Entspanne mich.
Auf einmal ist da Sicherheit. ich werde die Verbindung zu den Buddhas nie verlieren. Entspannung total. Alles ist gut. So sanft wird Ole immer zu mir sein. Obwohl ich ihn manchmal frage, nach Entscheidungen, sagt er mir nie, wie ich handeln soll. Nie tu dies, tu das. Nie ein Verbot. Bei München höchstens: "Ich würde es versuchen... " (nie Träume nehmen)

20.9 Ein authentischer Moment Das war der authentischste Moment in meinem Leben. Mit dem authentischsten Menschen den ich kenne. Irgendwas hat klick gemacht und sich verändert. Ungekünstelt. Echt. "You buy what you see."

Der Kurs beginnt. Ausgerechnet ein Mahamudrakurs. Da wollte ich hin. (Achtung! - Das ist die Verbindung zum letzten Kapitel) Ich hätte das nicht zu hoffen gewagt. Denn das war ja noch die Zeit ohne Streaming.
Ole vertieft die Mahamudrawünsche des dritten Karmapa (Achtung! nachchecken)

20.10 Den Lehrer verstehen
Der Kurs beginnt. Jedes Wort von Ole sauge ich auf. Erst jetzt wird mir klar, dass ich ihn akustisch gar nicht hören kann... Habe ich wirklich wirklich nie so erlebt. War mir nie bewusst. Habe nie den Vergleich gezogen. Wusste gar nicht, dass das nicht normal ist. Auf dieser Ebene kann ich ihn also gar nicht verstanden haben.

20.11 Man hört nur mit dem Herzen gut
Analog zu S. Exupery (Autor von "Der kleine Prinz").
"Man sieht nur mit dem Herzen gut." Die Worte des Lehrers erschließen sich nicht auf intellektueller Ebene.

Kann Ole kaum hören. Vieles krieg ich gar nicht mit.
Analog zum kleinen Prinzen Exupery: man hört nur mit dem Herzen gut. Verstehen von Lehrern läuft nicht nur auf einer intellektuellen Ebene.


20.12 Gute, schlechte Träume
Tantra:
ich kann mich an die Frage erinnern, nicht aber an die Antwort.
Aber:
Gute Träume sind das, was uns öffnet, wo wir uns vergessen und im Augenblick sind, in der Liebe, wo wir für andere da sind und in spannenden Augenblicken. Schlechte Träume sind Situationen, wo wir die Dinge eng machen, andere oder uns selbst schaden – sie führen in immer schwierigere Situationen (negatives Karma).
Verstehen wir, dass die guten Träume uns näher an den offenen, freien Raum, unseren Geist führen, können wir damit arbeiten, ihn genießen und uns so auf Erleuchtung ausrichten.
Schmerzhafte Lebenssituationen sind nicht die schlechten Träume, sondern besonders für uns als Buddhisten Herausforderungen. Können wir sie meistern, machen sie uns als Erfahrung reifer und freier. Und da hast Du sicher eine Menge durch.
Mahamudra: Antwort Ole ja was soll man sagen, an gute Träume erinnert man sich gerne, die anderen vergisst man sowieso schnell.
Ole, zu guten und bösen Träume auf der Mahamudraebene (Achtung! Nicht auf Mahamudraebene in Kapitel "Wieviel meditieren ist nötig") (Achtung, Kapitel vorher durchchecken, on Träume auch eine Ebene drunter vorkommen)

Wer wird denn gleich in die Luft gehen?
Wichtige Frage. Ole beantwortet sie am nächsten Tag nochmal. Laut Katharina. Der Nutzen von guten Träumen besteht darin, dass die sich dann eher trauen dahinter zu schauen und ihren illusionären Charakter zu erkennen. Bei schlechten Träumen ist der Geist meistens zu sehr damit beschäftigt sie in gute umzuwandeln. Originalton O: An Samsara rumzudoktern statt seine illusionäre Naur zu durchschauen.

[Das hört sich für mich gleich ganz anders an, Denis. In Samsara gibt es nunmal gute und schlechte Träume. Auf alles, was nach Bewertung aussah, reagierte ich schon damals allergisch. Ich witterte überall die Gefahr der Behindertenfeindlichkeit. Die Selektion im Sinne von Ausgrenzung. Das war aber gar keine Abwertung.

Aber lebe ich in diesem Sinne dann wirklich in eine schlechten Traum, Denis? Für mich war nichts hilfreicher um meinen eigenen Geist zu erkennen als mein schlechter Traum. Und für die, die sich entschieden haben mich ein Stück weit in diesem schlechten Traum zu begleiten, war es das auch. Der schlechte Traum kann von großem Nutzen sein um den illusionären Charakter von Träumen zu erkennen. Und der kann Werkzeug sein um anderen zu nutzen.

Man muss sich nur entschließen zu beobachten, wie ich an Samsara rumdoktoere und wie sehr ich damit beschäftigt bin gesund und heil zu werden.]

22.
Ole beim Kurs über Verhältnis Mahmudra-Stufenweg:
Wenn man das Ziel kennt, hat man die Freiheit die Pyramide zum Ziel zu bauen.


20.13 Am Beispiel München
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München hat nicht geklappt. Ich sitze wieder in Berlin. München ist nur ein Traum. In München ist nur das Klima besser. Ich würde es versuchen. Ohne Garantie. Der Versuch ist wichtig, egal ob es klappt.
(nie TRäume nehmen)

20.14 Die Bedeutung des Mahakalaunfalls auf Mahamudraebene
Haut den Weg frei, aber nicht für den einzelnen Boddhisatva, sondern für die Lehre- könnte auch dem Wunsch des Boddhisatvas nicht entsprechen.

20.15 Die Buddhas sind immer da

Zum Schluss Hemd unter den Kopf, schaut in meine Richtung, dazu muss er sich drehen. Ich sitze ganz am Rand. Er spricht zu mir. Da bin ich sicher. Die Buddhas sind immer da, sagt er.
Fokus ändert sich. Jetzt die Leere im Mittelpunkt. Ole sagt: Den Weg freihauen. Nicht mehr der einzelne Schüler im Mittelpunkt.
Ole zerschlägt den Knoten mit 2 Sätzen.
Diese Worte höre ich deutlich. Der Rest ist für mich undeutliches Gemurmel. Den Kontext kriege ich gar nicht mit. Weiß nicht einmal, worüber er gerade spricht. Doch diese Worte höre ich deutlich, komisch, ja, ich bin sicher, das sagt er zu mir. Die Buddhas sind immer da.
Jetzt hätte ich mich am liebsten entschuldigt. Statt dessen hab ich nur geschluckt. Eine tiefe Dankbarkeit erfüllte mich. Ole sah mich nach diesen Dummheiten noch mit der gleich Liebe an, wie zuvor. Ich konnte es kaum glauben,aber ich war jetzt nicht völlig unten durch. Diese Großzügigkeit beeindruckte mich. Ich verspürte den starken Wunsch das auch zu können. Niemals mehr wollte ich jemanden belächeln oder verurteilen, weil er mal einen dummen Fehler macht oder dumme Sachen fragt. Sondern ich wollte in meiner Liebe zu diesem Jemand unverrückt bleiben und ihm dadurch den Raum geben selbst zu erkennen.





copyright* piri schmidt

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