Freitag, 23. Januar 2009

25. Ein Osterei in Stuttgart

25.1 Zentrumsbau
Nestbau.
Im Kraftfeld von Karmapa hatte sich eine neue Möglichkeit für mich erschlossen. Ich hatte nun die wunderbare Möglichkeit, in einem Zentrum an meinem Geist zu arbeiten. Das neue rollstuhlgerechte Zentrum war ganz neu und ungewohnt für mich. Musste als Möglichkeit erschlossen werden.

25.2 In der Entwicklung zum Klaren Licht hin mitnehmen
In den letzten Wochen hatte mich Karmapa so sehr inspiriert. Das war so ein Pusch in die Praxis hinein. So ein großer Wunsch, Entwicklung zu erreichen. Entwicklung hin zum Klaren Licht. Und meine Idee war jetzt, andere in diese Entwicklung mitzunehmen! Zu teilen, was ich schon weiß. Vielleicht könnte auch ich eine kleine, ganz ganz kleine Inspiration sein.

Vielleicht ja nicht gleich eine Inspiration. Vielleicht mehr eine Irritation. Die andere dazu bringt, weiterzugehen.

Zum Beispiel
An eine "richtige" Meditation war ja überhaupt gar nicht zu denken, Denis. Nicht mal Mantra-Sprechen kriegte ich richtig auf die Reihe.

Immer, wenn ich eine formale Meditation probierte, kriegte ich das nie so lange hin, bis zur Verschmelzung mit dem Buddha. Irgendwann wachte ich auf und war mir bewusst, dass eigentlich gar keine Zeit vergangen war.- schwer zu erklären.

Wenn ich mich zurückerinnere ist das mit die schönste Meditationserfahrung, die ich gemacht habe. Es ist so wunderschön, IM KLAREN LICHT einzuschlafen. Ich würde das jedem wünschen. -Natürlich ohne diese Tablettenmüdigkeit. Aber vielleicht ist gerade das nicht trennbar.

Anyway-
im DWBN-Chat fragten noch lange immer wieder Leute an. Weil sie sich Sorgen machten, darum, dass sie für eine Meditation zu müde waren und dabei einschliefen. Sie hatten immer große Angst, etwas falsch zu machen. Die Kardinalfrage war immer: Was kann ich nur dagegen tun? Ich hätte so gerne geantwortet, Mensch , was du gerade erlebt hast, ist ein ganz kostbares Geschenk, eine große, wundervolle Erfahrung. Genieße sie doch, anstatt dir Sorgen darüber zu machen, wie du sie wegkriegst.


25.3 Gemeinschaftsgefühle ermöglichen

In den letzten Wochen hatte ich dieses kostbare Gefühl erfahren von Ein Teil des Mandala sein. Wie wundervoll wäre es, das anderen auch zu ermöglichen. Wie sehr hätte sich Denis darüber gefreut.
Ich konnte zwar keine Website bauen und ein kleiner Internet-Bodhisattva sein. Alles was ich konnte war, meinen Geist und seine Klarheit zur Verfügung zu stellen.

25.4 Das private ist politischWenn ich unkonzentriert oder müde bin, durch den täglichen Tablettenberg, gebe ich mein Bewusstsein an eine geführte Meditation ab. Wenn mein Bewusstsein mir entglitt, schwebte ich auf einer Mahakala-Woge.

Ich komme zu meinen alten 68er Grundsätzen zurück.
Das ist meine einzige Möglichkeit zu helfen.
Mein Bewußtsein war im Zentrum richtig aufgehoben. Diese Gefühl kann ich vermitteln und mit den anderen teilen.

Das Zentrum und die Sangha sind der richtige Ort für mich, um meine Wirklichkeit zu bauen.

25.5 Verantwortung des Zentrums und der SanghaDas gemeinsame praktizieren bedeutet eine gemeinsame Stärkung, kann aber auch eine gemeinsame Schwächung bedeuten.
Es gibt darum eine große Verantwortung des einzelnen, denn er arbeitet gleichzeitig am Bewußtsein auch der anderen Freunde.

Auch die anderen geben ihr Bewußtsein an mich ab. Wenn sie nicht mehr können oder müde sind.
Das Sebstbewußtsein schafft das Gemeinsamebewußtsein. Gelebte One taste.
Ins Zentrum gehen schafft Verbindung. Dahinter steht der Wunsch, im nächsten Leben wieder möglichst schnell mit der Lehre oder mit anderen Buddhisten in Verbindung zu kommen.

25.6 Familientreffen
In diesem Jahr lief bis jetzt die äußere Entwicklung analog zur inneren Entwicklung ab.
Zeit für ein Familientreffen.
Osterkurs mit Ole in Stuttgart. Das Kraftfeld wirkt immer noch. So findet sich die Begleitung von selbst. Chuluck ist in München Buddhistin geworden, sie hatte in München Zuflucht genommen. Sie fährt sofort mit. Britta wird später Buddhistin werden.

25.7 Familie Nummer 1
Nachdem das Familientreffen Nummer 2 entstand, hatte ich die Idee auch Familie 1 zu so einer Art Familientreffen zusammenzuführen.
Die Familie Nummer 1 ist zerstritten. Meine Lieblingscousine habe ich seit Jahren nicht gesehen. Warum nicht auch hier Familientreffen? Auch das wird klappen. Ich werde bei Butzi übernachten. Den Mut, sie nach Jahren wiederzusehen, und dann gleich noch mit so einem Überfall, hätte ich ohne dieses Karmapa- Kraftfeld nie aufgebracht. Es ist schön, dass Karmapa meine Familie wieder zusammenbringt. Er beseitigt altes Leid.

25.8 Kagyü-FamilieIch hatte das Gefühl zu einem Familientreffen meiner Kagyü-Familie zu fahren. Und wie das so üblich ist, trifft sich die ganze Familie.Kennenlernen der Familienmitglieder. Konzentration auf Ole alleine schwindet.

25.9 Im Zeichen der Reise-Lehrer
Ich finde eine neue Perspektive. Entdecke die Reise-Lehrer. Inhaltlich genau dasselbe wie Ole, aber trotzdem hat jeder seinen eigenen Stil.

25.10 Karma ist kein Moralsystem
Reise-Lehrer geben mir anderen Zugang. Vortrag: Man bringt sich selbst in Schwierigkeiten. Vom negativen Karma zum unheilsamen Karma. Unheilsames Karma bedeutet Karma nicht als System von Schuld oder Strafe. Unheilsames Karma bedeutet man bringt sich selbst in Schwierigkeiten, schafft Hindernisse. Schafft Stolpersteine. Niemand weiß warum wer wann welches Karma hat. Wann ist die Bedingung günstig damit sich Karma entfaltet. Das hat nicht unbedingt etwas mit schlechter Lebensführung im letzten Leben zu tun. Das Karma das sich heute zeigt, kann man in noch früheren Leben angesammelt haben. Karma erlischt erst, wenn es abgearbeitet ist. Karma kann Leben überspringen! Aber der Rückschluss von unseren heutigen Lebensbedingungen auf Handlungen aus dem letzten Leben ist nicht möglich.

25.11 Raus aus der Opferrolle
Karma ist zwar das Gesetz von Ursache und Wirkung. Kein Karma geht verloren. Wir setzen die Ursache. Wir sind für unsere heutige Wiklichkeit verantwortlich.

25.12 Damit kann ich leben
Meine Wunde ist noch nicht ganz geschlossen. Die echte Mahamudra-Sicht ist das für mich noch nicht. Denn es besteht immer noch eine Wertigkeit. Zwar nicht mehr positiv/negativ, dafür aber unheilsam/heilsam.

25.13 Aber die Dinge klären sich
Doch immerhin. Das klang schon besser als das strikte Werten der Anfänger. Es gibt mir Hoffnung. Bei alten Schülern, die lange praktizieren, scheinen die Veränderungen auffallend. Generell so. man muss nur praktizieren, dann geschehen die Veränderungen wie von selbst. Dann ist es auch nicht mehr wichtig wie etwas begann. Die Begeisterung um die Leute zum Praktizieren zu bringen muss da sein. Versöhnung mit Ole, dem Lebe-Lama. Solange er Begeisterung für die Lehre mit sich bringt. Denn dann beginnt die Dynamik, die Veränderung bringt! Die Dynamik trägt sich selbst. Veränderung entsteht mühelos. Ohne Anstrengung. Aus sich selbst heraus. Sozusagen als Nebenprodukt.

25.14 Schwierigkeiten sind mein Trip
Was finde ich dann an Karma so schlimm? Die Einstellung der anderen wird sich ja verändern. Wenn es aber statt dessen um meine eigenen Erfahrungen, Hindernisse und Ängste geht, sind es dann nicht viel mehr meine eigenen Trips, Verkrustungen oder Begrenzungen?
Schaffe ich mir damit nicht nur selbst Leid? Ich könnte doch ganz relaxed abwarten bis sich was verändert. Meine eigenen Begrenzungen.

25.15 Das nehme ich mir vor
Erinnerungen werden wach an mein erstes Gespräch mit Ole. Häuser Affaire (siehe die Buddha sind immer da). Nehme mir vor, Schwierigkeiten immer relaxed zu sehen, es wird schon einen Grund geben, nur sehe ich den noch nicht. Später wird es sich von selbst auflösen.

25.16 Vertrauen
Ich nahm mir vor: Vertrauen ist wichtig. Die Erfahrung hat mir ja gezeigt, dass Antworten und Veränderungen von selbst immer kommen. Veränderung bei mir selbst und bei den anderen auch. Geduldig warten bis die Leiche deines Feindes im Fluss vorbeischwimmt. Geduld üben.

Ich hatte doch jetzt jemanden dem ich vertrauen konnte. Den Buddhas. Und inzwischen auch völliges Vertrauen zu Ole. Ole steht überhaupt nicht mehr in Frage. Er wird schon wissen, was gut und richtig fr mich ist. Auch wenn ich selbst die Dinge nicht so sehen kann. Das soll mir nur anzeigen wo die Punkte liegen an denen ich bei mir noch arbeiten muss.

25.17 Das OstereiNach einem Tag mit Reiselehrern sitze ich abends bei Ole im Vortrag.
Am Ende wie immer eine "Frage- und- Antwort"- Runde! Das ist mein Lieblingsteil bei den Vorträgen. Darauf habe ich nur gewartet, Denis.

Diesmal finde ich die Fragen aber ganz uninteressant. Ich döse so vor mich hin. Auf einmal reisst mich eine Frage aber aus meiner Müdigkeit. Eine Frau will wissen, wie der Buddhismus zur Abtreibung von behinderten Kindern steht.

Ich bin ja so gespannt, Denis. Ich hatte immer drauf gehofft, dass so eine Frage mal kommt. Jetzt wird Ole es allen diesen Buddhisten sagen, die mich schief angucken. (Achtung! Irgendwie Bezug zu den Reiselehrern. Da hatte ich mich ja auch beschützt gefühlt.)
Ich kenne ja Oles Meinung zu Abtreibung. Er rät ja immer dagegen, Denis. Ich bin also ganz sicher, was er antworten wird. Er wird endlich sagen, dass Behinderte genauso wertvoll sind wie Nichtbehinderte. Er wird sagen, dass Leben Leben ist. Genauso zu achten, Denis, und zu respektieren.

Doch das sagt er nicht. Ole sagt, immerhin haben sich die Babies ja ein Land ausgesucht, in dem es die Möglichkeit der ABtreibung gibt. Schluss, aus! Mehr sagt er dazu nicht!!!

Das war ein Tiefschlag, Denis. WIe kann er nur; er hat doch registriert, dass ich da bin und er hat mich doch begrüßt. Wie kann er denn ausgerechnet in meiner Gegenwart so eine flapsige Antwort geben. Und er muss doch wissen, dass alle seine Antwort auf mich beziehen. Und er sagt, ich bin nichts wert und dass ich kein guter Buddhist sein kann.

Wie kann er nur, Denis. Ich fange an zu heulen. Mir doch egal, was die Leute denken. Ausgerechnet jetzt, wo ich ihm doch gerasde erst mein vertrauen geschenkt habe.

Hoffentlich registriert er wenigstens, was er mir da aangetan hat. Hoffentlich sieht er wenigstens meine Tränen, Denis. Doch Ole ist verschwunden. Anscheinend war das die letzte Frage der Runde gewesen.

Hat ja auch gesessen, Denis. So eine Diskriminierung von Behinderten. Das kann man ja gar nicht anders verstehen, als dass er mich für unwürdig und wertlos hält. Ich kann nicht mehr aufhören zu weinen. Inka und Chuluk stürzen auf mich zu und nehmen mich in den Arm. Wie kann er denn nur sagen, dass mein Leben wertlos ist und dass ich besser abgetrieben worden wäre.

Das hat er doch gar nicht gesagt, versuchen die beiden mich zu beruhigen. Das hat er doch gar nicht gesagt...- aber so gemeint!!!!

Ich wollte nur noch weg von Ole. Weg von diesem Ort. Weg, zurück nach Berlin. Nach so einer Diskriminierung konnte ich mich eh hier nicht mehr blicken lassen. Alle würden mich anstarren. Das haben wir uns gleich gedacht. Was will die denn hier. Wie kann die nur glauben, so eine wie die könnte Buddhist werden.



25.18 Praxis zur Theorie
Doch diese Emotion blieb nicht lange. Ich erinnerte mich an meine Einsicht aus den letzten Tagen. Ich hatte mir doch vorgenommen, als meinen Trip zu sehen. Da wurde eine steife Vorstellung aus meiner Geschichte aufgebrochen.
Das war die Theorie!

Nun folgte die Praxis zur Theorie. Die Praxis folgte der Theorie auf den Fuß, sozusagen, Denis.
Immerhin konnte ich das jetzt ziemlich schnell begreifen. Ich bekam die Gelegenheit meine Theorie mit der Praxis zu überprüfen.

Denn sowas ist halt meistens eine Reinigung, die sind halt nicht immer angenehm. Eigentlich hat mir Ole ja ein großes Geschenk gemacht. Ole hatte da für mich ein großes Osterei versteckt.



copyright* piri schmidt






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