Freitag, 23. Januar 2009

26. Im Wind tanzen

26.? Die Abtreibungslösung Frage und Antwort. Schon drauf gefaßt. Diesmal leichter. Sichtweise ändern. Im Focus ist das Mitgefühl nicht meine eigene Moral.
26.1. Phowasegenswunsch an Karmapa

Bereits `99 hatte ich einen Brief an Karmapa geschrieben, in dem ich ihn um den Segen für ein zweites Phowa bat. Ich sah keinen Weg dahin. Die Häuser auf dem Platz standen mir nicht zur Verfügung. Hotel zu dritt war auch zu teuer. Das Pendeln zwischen Hotel und Gompa wäre mir zu anstrengend. Mit Ole hatte ich je schon gesprochen und war nicht weiter gekommen. Der Brief an Karmapa war die letzte Möglichkeit. War auch ziemlich unwahrscheinlich das er einen Segen für sowas macht. Er hatte bestimmt besseres zu tun.

Verzweifelte Zeiten erfordern aber verzweifelte Aktionen, Dennis.

26.2. Ein zweites Phowa
In diesem Jahr lief alles wie selbstverständlich. Unkompliziert. Mühelos. Chuluk hat in München bei Karmapa Zuflucht genommen. Wollte nun unbedingt ein Phowa. Also gut, warum nicht? Katharina ist seit dem Krankenhaus ´98 meine Seelenschwester. Sie war mit Chuluk befreundet. Durch Chuluk hatte ich zu ihr gefunden. War mit von der Partie. Auch für Katharina war es das erste Phowa. Einige Gesundheitsprobleme hatten sie abgehalten. Aber auch für sie war in diesem Jahr soviel mehr möglich als in den Jahren zuvor.

Irgendwo übernachten?- Kein Problem! Die Lösung ist doch klar. Wenn die Häuser nicht zu mir kommen, dann komme ich zu den Häusern. Ich werde einfach ein Haus bauen; natürlich kein Steinhaus. Ich kaufte ein Hauszelt. Und nichts auf der Welt schien einfacher und normaler als Zelten als Pflegefall mit zwei Assistenten.

Tolldreist, heute kann ich es kaum noch fassen, wie ich auf diese Idee kommen konnte. Wir bauten sogar ein Holzbett extra für das Zelt, damit die Assistentinnen mich nicht immer hochhiefen mussten.

Und den Mut dazu fand ich ganz ohne Exman. Ich konnte das alleine auch ohne Max. Das Beste von allem.


26.3. Und los geht´s
Auch ich wollte ja unbedingt ein zweites Phowa. Das Problem dabei war, dass mich meine Medikamente so müde machten, dass ich befürchtete, zu wenig mitzubekommen.

Am Einführungsabend übersetzt Chuluk für mich diese Frage öffentlich an Ole.

Vor 2000 Leuten, Denis! Wo hatte ich denn diese Selbstsicherheit her. Doch die Frage kam mir nicht zu intim vor.

Frage an Ole: Die medikamente machen mich benebelt, aber ich kann sie nicht absetzen. Ich hatte Angst davor, Ole würde raten, die Medikamente abzusetzen. Wie soll ich mich denn jetzt verhalten.

Dann wäre ich ganz schön im Zwiespalt gewesen. Was der Lama sagt, wird gemacht.- Aber das..., Denis.

Antwort Ole: Du hast doch schon ein Phowa! Du bist doch schon eine alte Freundin!Du kannst doch entspannt geniessen.

Das war´s, Denis. Der Weg zum zweiten Phowa war frei.

Hab das ganze ja schon in der Tasche! Jetzt kann ich es entspannt angehen lassen.


26.4 Was ist das reine Land?

Zentrale Bedeutung bekommt der Satz: Das Reine Land ist ein Bewusstseinszustand. Man muss nicht sterben oder irgendwo hin gehen, um ins Reine Land zu gelangen. Man muss nur seine Augen aufmachen und erwachen.
Diesen Bewusstseinszustand können wir an jedem Ort und zu jeder Zeit erfahren. Wir erleben unser Selbst als nicht mehr getrennt von den Objekten. Erleber, Erlebtes und Erleben sind eins. Den Raum erfahren wir als den Abstand zwischen den Dingen.
(ACHTUNG! Bezug zu Kapitel "No mind, no problem".)

Das hat er auch schon beim letzten Phowa gesagt, Denis. Doch erst diesmal höre ich ihn.

Aber Veränderung zur Frage an Ole beim Mahamudra- Kurs. Anders als beim Brief an Karmapa. Nicht mehr meine Todesangst als das Hauptmotiv.

Bin mir der Veränderung bewusst. Sowas, wie ein Gradmesser, Meilenstein, Messlatte für den zurückgelegten Weg. Werde ich entspannt geniessen können?

26.5 Psyeudomateriell
Ich bin nicht mehr so sehr auf psyeudomaterielle Methoden angewiesen. Im Moment muss ich noch mit den Vorstellungen von Energiekanälen, Silben oder Klängen arbeiten. -Aber ich brauche kein Loch im Kopf mehr, um der Kraft des Geistes sicher zu sein.

Eine schöne Theorie!!!

26.6 Praxistest
Ich denke, wie unwichtig mir das äussere Zeichen geworden ist. Kaum gedacht, hatte ich die Möglichkeit des Praxistests für diese Theorie.

Weil soviele Leute da sind, werden diejenigen, die schon ein Phowa haben, nicht mehr auf das äussere Zeichen hin untersucht. Und tatsächlich, das stört mich nicht. Das äußere Zeichen ist mir nicht mehr wichtig. Ich mache Entwicklungsfortschritte!


26.7 Gorillas im Nebel Die Reinigung geht weiter. Es stürmt. Es regnet pausenlos. Die Wiese ist aufgeweicht. Überall Schlamm.

Manchmal, Denis, wenn wir so im Morgendunst vor unserem Zelt sitzen und der nachtregen von den Blättern tropft, kommt mir es vor wie in dem Kinofilm der gerade in den Kinos läuft. Jane Fosseys "Gorillas im Nebel".


26.8 Gerüchte um Karmapa Ein Grücht geht von Ohr zu Ohr, Karmapa wird kommen. Aber noch unsicher. Nur nicht zu früh freuen. Aber es würde passen zu diesem Jahr.


26.9 Karmapa kommt sicher Die Witterung macht allen schwer zu schaffen. nichts ist mehr trocken. Die Matratzen sind durchgeweicht. Das Zelt ist total versifft. Wir haben keine trockenen Sachen mehr. Immer mehr Leute geben auf, fahren nachhause.

Dann ist es sicher, Karmapa wird kommen. Dann heißt es auch, es ist unsicher, gestern musste er ins Krankenhaus. Blinddarmdurchbruch.

Immer mehr Leute kapitulieren. Ich nicht. Wir nicht. Wir halten durch. Die Aussicht, noch einmal Karmapa zu sehen, ist einfach zu groß.

Also gehe ich hin zu Ole und lasse mir einen extra Segen geben, um durchzuhalten bis Karmapa kommt. Entspann Dich, sagt Ole! Versuch einfach was geht!

Ohne das Gesamtchaos zu sehen lösen wir immer das nächste Problem Schritt für Schritt.


26.10 Er schaffts Karmapa kommt, aber er ist noch sehr geschwächt. Er zieht trotzdem das ganze Programm durch.

Das war wohl eine große Sache. Es ging sogar um Leben und Tod. Ole: es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten den 18. Karmapa suchen müssen.
Er gibt Einweihungen auf den Buddha des Grenzenlosen Lichts und auch auf den Lebensbuddha. Schon die zweite Einweihungen von Karmapa auf den Langenlebensbuddha wäre zwar der letzte Buddha, auf den ich mir eine Einweihung gewünscht hätte, aber schon die zweite Einweihung innerhalb von ein paar Monaten auf diesen Aspekt. Ist vielleicht doch richtig für mich. Das werde ich vermutlich später noch erkennen.

Na, und Grenzenloses Licht... Nichts könnte besser sein für ein Phowa.

Und dann noch eine Einweihung auf Channa Dorje. In seiner kraftvollen blauen Form dem Schützer, Vajrapani, sehr ungewöhnliche Einweihung. Die ist bestimmt richtig für mich. Ein Schützer gegen alle chronischen Krankheiten.

Dieser Channa Dorje ist kraftvoll, aber nicht so furchteinflößend für mich, Denis, wie die anderen Schützer. Mit den Krallen an seinen blauen Tatzen erinnert er mich an Balu den Bären aus dem Dschungelbuch.
Lalala, probiers mal mit Gemütlichkeit und mit Ruhe und Gemütlichkeit, schmeiß deine dummen Sorgen über Bord...
Und wenn du stets gemütlich bist dann kommt auch das Glück zu dir.

26.11 Medizinbuddha Katharina schickt mich zu Tschu. Sie hat gehört das es einen Extra- Medizinbuddha-Segen gibt von Tschu Rinpoche für wirklich schwer erkrankte Schüler. Alleine wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen mich dort zu sehen. Katharina lacht und sagt: Geh. Das ist für dich. Und ich gehe.

Jeder der Anwesenden bekommt eine Lamapille von ihm und dann bekommt jeder der Anwesenden einen Segen. Rinpoche berührt jeden mit seiner Hand. Die Berührung ist ganz sanft und leicht. Und auf einmal weiß ich was das bedeutet, wie wenn Wasser in Wasser fließt.

Die Lamapille werde ich aufheben und bei gegebener Zeit einnehmen. Sie ist ein großer Segen und ein großer Schutz.

Ich nehme sie mit nach Berlin. Ich weiß das ich sie noch brauchen werde, Denis. Und schon bald wird die Nacht der Pille kommen.

26.12 Wir gehen shoppen
Ich liebte den Dharmashop. Lauter kleine Manifestationen des Raums zum mitnehmen.

Es war mein Erstkontakt, Denis. Kagyüs sind halt Begierdetypen, gell. Haben will.

Inka tickt genauso. Sie kauft sich ein Gau nur weil sie ihn schön findet. Und wenn man schon mal in Kassel ist, so viele Rinpoches sind da... dann kann man den Gau auch gleich mal füllen und segnen lassen. Warum nicht? Scheint dazuzugehören und wird schon nichts schaden. Mit dem Kauf setzt Inka einen Anfang, ihr Herz hängt an dem Gau. Der 2.Schritt folgt automatisch. Segen von Karmapa Ole und Tschu. Der nächste Schritt wird kommen. So arbeiten diese kleinen Manifestationen im Raum wie Kieselsteine die man ins Wasser wirft und sie immer größere Kreise ziehen.

Ich muss immer an Amerika denken, an Lake Tahoe. Mache ich mal ein bißchen Tara Treya Wilber, ein bißchen meditieren, wird wohl nichts schaden.

26.13 Die tanzende Dakini So gute Eindrücke im Geist können nicht folgenlos bleiben. Sie setzen eine hohe Sache. Die Wirkung wird kommen. Ursache - Wirkung. Die Wirkung ist dann der Samen, d.h. die Ursache für die nächste Wirkung.

Auch ich fand meine manifestation des raumes im Dharmashop. Icj konnte es gar nicht erwarten zum Shop zu kommen und dorthin führte mein erster Weg. Das war mir schon fast peinlich, Denis. Da habe ich sie auf den ersten Blick gesehen. Die Weisheitsdakini. Von diesem ersten moment an gehörte ihr mein Herz. Ich wollte nichts mehr als sie haben. Ich wusste sie war für mich Macht und sie wartete auf mich.

Und dann setzte der Kopf ein. Ich hatte noch nie eine schönere Figur gesehen. Und nie eine schönere darstellung der Dakini. So wunderschön wie sie war, so kostbar war sie bestimmt auch, so teuer war sie bestimmt auch. Es gab nur 2 Stück von ihr.Bestimmt prügeln sich schon alle um sie. Sie würde niemals meine Manifestation des Raumes werden.

Ich wagte gar nicht erst zu fragen wie teuer, hatte ja eh keinen Sinn. Hatte kein Geld für sowas. Kriegte ja kaum meine Miete zusammen. Solch einen Luxus konnte ich mir nicht leisten. Ich hörte schon den Vortrag von Max: "Ja bist du denn wahnsinnig geworden?"

Da wurde ich trotzig. Max war nicht mehr da. Kein Ehemann mehr, kein schlechtes Gewissen mehr, ich bin niemanden mehr Rechenschaft schuldig, nur mir selbst. Da hatte es switch gemacht auf einmal musste ich mir geradezu diese Dakini kaufen, quasi als Emanzipation von Max. Das wäre eine historische Tat. Das musste einfach sein. Alle meine Frauen rieten mir dazu. Katharina, Inka, Katja ,Chulug sahen das glaube ich auch so.

Deshalb nahm ich endlich all meinen Mut zusammen und fragte nach dem Preis. Als ich den Preis erfuhr stockte mir dann doch der Atem und ich verlor den Mut. Das Geld hatte ich einfach nicht. Ich würde Schulden machen müssen. Max hatte zu gründlich gearbeitet, du hast ja noch Zeit dich zu entscheiden, sagte die Verkäuferin im Dharmashop. Eine ist zwar schon vergeben. Aber die andere wartet auf dich. Irgendwie hat es einen Samen gesetzt. Mein Herz hängt an ihr.
Es war eine Figur von Jeshe Khandro. Die rote Weisheitsdakini. Diese Dakini ist so leicht, sie tanzt im Raum. Sie tanzt im Wind. Sie verkörpert für mich weibliche Energie, die nicht angebunden werden kann. Sie kickt ihren Ex-Mann mit Füßen. Sie kann nicht durch die Konzepte gebunden werden...auch nicht durch die buddhistischen Konzepte. Sie ist wild und unabhängig.
Sie ist so leicht. Sie tanzt mit dem Wind und spielt im Raum. Sie verwickelt sich nicht in die statischen Machtspiele der Männerhierarchie.
Sie praktiziert Dharma fernab der institutionalisierten Religion.
Sie konnte nicht gefangen werden und war selbstbestimmt und frei.
Sie schien Ex-Ehemänner, wie Max mit den Füßen zu „kicken“ (Ole: kitzeln).
Sie ist geschmückt mit einer Kette aus Schädeln. Hält sich also nicht an die normale Ordnung der Dinge. Mischt sich nicht ein im Machtspiel der Linienhierarchie.
Einmal sagte Hannah, Denis, auf die Frage warum nicht mehr frauen in der Hierarchie der Linie eine Rolle spielen oder große Lehrer werden... Wenn ihr mehr Frauen als Lehrer wollt, dann werde doch bei der nächsten Wiedergeburt Lehrer! - Für mich heißt es auch, Frauen haben leichteren Zugang zum weiblichen Prinzip, hochverwirklichte Frauen haben meistens das weibliche Prinzip verwirklicht, Dakiniprinzip. Und sie werden dann nicht Lehrer und nicht Karmapa, weil sie nicht an Titel und Macht oder Hierarchie hängen. Sie spielen im Raum und tanzen im Wind.
Die Dakini ist eine Himmelstänzerin... Ihre Weisheitsenergie entspricht dem ungekünstelt Weiblichen... Himmelstänzerin deswegen, weil ihre Energie völlig ungekünstelt, nackt, frei und spontan in Bewegung ist... im grenzenlosen Raum oder bildlich am Himmel tanzt... (Raum = Symbol für den Gewahrseinszustand)

26.14 Symbol für das Klare Licht

Jeshe Khandro symbolisierte für mich das klare Licht. Das klare Licht und die Himmelstänzerin wurden für mich Synonyme .
...wenn ich auf meine Figur schaute, war sie Symbol für das klare Licht meines Geistes...eine ständige erinnerung an das, was ich wirklich bin, ständiger Kontakt mit dem Bild der Erleuchtung...schon ihr Anblick alleine erinnerte mich immer wieder an das, was ich bin...nämlich klares Licht.

26.15 Was lange währt
In Kassel passt immer alles zusammen. Alles passt zusammen und alle Kreise schließen sich. Auf alle offenen Fragen findest du die Antwort, Denis.
Die Dinge werden greifbar. Der Raum wird manifest. Ein Fingerschnippsen von Ole während der Meditation.

Als mir klar wurde. Das war meine letzte Gelegenheit dich wieder zu sehen. Mein Symbol des Klaren Lichts. Die Einweihung auf Grenzenloses Licht. Das Phowa auf mein Symbol. Und die einmalige Gelegenheit das Karmapa mein Symbol segnen kann.
Das alles passte zu gut. Und natürlich habe ich sie gekauft.

Das muss jetzt sein, Denis. Nach mir die Sintflut.
Doch der große Einbruch in meinen Finanzen kam gar nicht. Bis heute kann ich mir das nicht erklären. Irgendwo fiel das Geld ins Gewicht. Für mich ist das ein Zeichen, Denis. Sie gehört einfach zu mir, Denis.


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26.16 Einen Gau für Denis
Natürlich warst du immer präsent, Denis - sozusagen bei jeder Pfütze. Bei jeder Einweihung hielt ich dich im Geiste. Jeden Segen hast auch du bekommen. Das musste einfach manifest werden.Ich fand ein gau wäre das passende Symbol dafür.
Ich ließ den Gau gleich füllen. Ich war voller Freude und Segen und ich wünschte und wusste das du diese Energien spüren wirst wenn du den Gau erhälst.

Der Gau und ein Segensband vom Karmapa.

Ich konnte spüren wie glücklich dich das machen würde. Denn ich war mit dieser Art von Trauer sehr vertraut. Nicht mit dabeisein können. Ich weiß wie sehr du dir gewünscht auch mal Karmapa zu begegnen.
2009. Vor ein paar Wochen war Karmapa zum ersten Mal in Jakutsk. Neun Jahre zu spät. Beim Streaming muss ich jede Minute daran denken, wie groß deine Aufregung und deine Freude gewesen wäre.

Damals war es für dich nicht möglich, Denis. Kassel war zu weit weg. Dir fehlte das Geld. Und außerdem lag dein Internetprojekt in den letzten Zügen.

Ole würde in ein paar Wochen in Moskau sein. Bis dahin sollte deine Arbeit fertig sein. In Moskau wolltest du sie Ole präsentieren.


copyright*piri schmidt


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