Freitag, 23. Januar 2009

29.Found kisses


29.1 Die russische Webseite


Obwohl ich also dem Tod von Dennis durchaus etwas positives abgewinnen konnte. Fürchte ich trotzdem einen Schmerz. Mir war klar, dass ich eigentlich um meinen Verlust von Dennis trauerte.

In meiner Trauer klammerte ich mich an die Frage, wie die Arbeit von Dennis weitergehen sollte. Dennis war so sehr verbunden mit dieser Arbeit. Sie war ein wichtiger Bestandteil von ihm.
Seit unserer ersten email gehörte sie zu ihm. Untrennbar! Auch in meiner Vorstellung war er immer ein kleiner Internet-Boddhisatva.

Diese Arbeit mußte er unfertig zurück lassen. Es wäre auch so ein schönes Abschiedsgeschenk für ihn gewesen. Wenn ich etwas dazu hätte tun können diese Arbeit zuende zu bringen.
Der Hauptteil war ja gemacht. Die Webseite stand ja schon. Es musste sie nur noch ins Englische übersetzt weden. Aber das nur noch war gar nicht so einfach!

Ich hätte es so gerne selber gemacht. Aber mein Englisch ist mieß. Russisch kann ich nicht. Russen kenne ich auch nicht! Und Russen, die Englisch können schon gar nicht!
Ich hatte keine Idee woher ich Hilfe bekommen konnte.



29.2 Verarbeitungsstrategien
Also ging ich zu meiner neu erlernten Verarbeitungsstrategie über. Teppich weben! Weiter weben! weiterspielen! Netze spinnen! Du wolltest sagen : Kieselsteine ins Wasser werfen und abwarten, was daraus entsteht.
Der Tod wird von meinem Vater kam mir in den Sinn. Schon damals habe ich das gemacht. Der Schmerz über den Verlust meines Vaters war der Beginn meiner Befreiungsphase in Heidelberg.


29.3. Nachricht an Boris.
Dumeinegüte, in der Aufregung hatte ich Boris vergessen. Ich musste unbedingt Boris benachrichtigen.


Auf einmal kam die Idee, wie meine Nachricht an Boris und sein Schmerz, der daraus folgen würde der Anfang von etwas sein könnte.
Dein nächstes Projekt, Denis, war ja die Übersetzung deiner Website; du wolltest ja eine Übersetzung .
Auch ich hatte ja gemerkt, wie wichtig dir das Geschenk für alle an mich war.
Ich sucht die ganze Zeit nach jemandem der Russisch und Englisch sprach. Ich war nie auf das nächstliegende gekommen. Denn was lag näher als ein Russe, der in Amerika lebt? Der in New York lebte. Nichts lag näher, als Boris zu fragen, ob er die Seite übersetzen könnte.

29.4 Das hätte Denis gefallen


Dadurch konnte ich alles auf einmal machen.
Ich wob Boris in meinen Teppich mit ein. Denn obwohl Boris das nie bestätigt hatte war es für mich inzwischen Fakt, dass Boris nach Moskau geht und ihr euch dort treffen wollt.
Ich konnte etwas nützliches machen um anderen Leuten zu helfen und bekämpfte meinen Schmerz vielleicht gerade damit.
ich setzte meine neue Verarbeitungsstrtegie um und ein schmerzliches Ende wurde gleichbedeutend damit, dass etwas neues begann und damit weitergespielt würde.

Und nicht zu vergessen, ich gab Boris die Möglichkeit von Denis Abschied zu nehmen, indem er etwas für andere tat.

Sie hatten nun ein gemeinsames Projekt, über den Tod von Denis hinaus.

Du verbindest uns drei über den Tod hinaus, Denis.

:

29.5 Boris im Chat
Boris emailte mir zwar zurück. Antwortete mir aber nicht auf meine Bitte!
Ein paar Tage vergingen und Boris meldete sich im Chat. Ganz großes Theater! Mir standen die Tränen in den Augen.

Die Worte von Boris können so pathetisch sein, Denis.

Er schrieb von einem geliebten Freund, den er in Moskau treffen wollte.

Also tatsächlich, Denis, ich hatte recht gehabt! Und er wünschte sich ihn möglichst schnell wiederzusehen, entweder im Reinen Land oder noch in diesem Leben.

Hach, war das schön, Denis!

Und bei diesem Nachruf erzählte er davon, dass er in Moskau bei einem Treffen von Denis' Computerfreunden gewesen wäre. Sie alle wären gleich bereit, die Arbeit von Denis fortzusetzen.
Natürlich hätte er seine Hilfe angeboten, aber miehr als ein bißchen übersetzen ginge wohl nicht. Wenigstens das könnte er aber für Denis tun.

Wow,Denis! War das eine Antwort auf meine Bitte! Hätte ich ihm tatsächlich helfen können eine Möglichkeit zu finden?
Gab es also auch zwischen uns diese Ebene, unser Band, unser Versprechen? -

Wenn Boris und ich zur gleichen Zeit auf dieselbe Übersetzungsidee gekommen wären, beschloß ich einfach, dann wäre das genauso ein Beweis für unsere besondere Verbundenheit.

29.6 Mein Bye-Bye

Das Chat war unser Raum, Denis. Da sind wir uns begegnet. Darum war das auch der richtige Platz um nochmal Abschied zu nehmen.

... Du meintest einmal Störgefühle wären genauso hartnäckig wie Kakerlaken, die einzige Spezies die einen Atomkrieg überleben kann.
( Achtung! Vorher schon mal)

Piri:...Kiss you, good bye,Deniska. -
maybe without cockroaches in the next round.

Passt doch irgendwie, Denis.

ELSE LASKER- SCHÜLER: EIN ALTER TIBET- TEPPICH
Deine Seele, die die meine liebet
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füsse ruhen auf der Kostbarkeit
Maschen tausendabertausendweit.

Süsser Lamasohn auf Moschuspflanzenthron
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon.





copyright*piri schmidt

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