Freitag, 23. Januar 2009

30. Ein Fliegender Teppich


30.1. Lieblingsworte
Denis: Shit happens! Was soll´s?

30.2. Der lange Abschied
Ich habe lange überlegt. Ich wollte die Erinnerung an Denis konservieren und wußte nicht sicher, ob ich nicht genau das Gegenteil tat. Ich begann unsere E-Mails zu speichern. Und doch ahnte ich, dass ich diese E-Mails nie wieder lesen würde. Dess würde es irgendwie gar nicht bedürfen. Denn ich konnte mich fast an jede erhaltene E- Mail erinnern. So unbedeutend sie auch gewesen war. Denn ich hatte sie gelebt.

30.3. Der Indizienbeweis?
Anhand der Daten der verschiedenen E-Mails und allen mir bekannten Angaben, versuchte ich, die letzten Tage von Denis zu rekonstruieren. Wann war Denis zur Raftingtour aufgebrochen? Hatte er meine Entschulgigungs- E- Mail noch bekommen? Oder war er bereits schon vorher aufgebrochen? Vielleicht hatte er mir ja darum nicht geantwortet? Welche anderen Gründe könnte es haben?

Aber so oft ich dieses Szenario auch durchspielte, da fehlten so viele Angaben, um alle Puzzlesteine zusammen zu fügen.

Ich suchte nach Beweisen, dass ich ihm wirklich etwas bedeutet hatte!

30.4. Das alte Lied
Was war wohl das letzte Bild, dass Denis zuletzt von mir hatte?
Ich hatte ja keine Indizien, keine Beweise. War da überhaupt irgend etwas gewesen?
Vielleicht hatte ich mir alles zwischen uns nur eingebildet!
Vielleicht hatte ich wiedermal nur gehört, was ich hören wollte. Ich konnte mir doch nicht alles nur eingebildet haben!- Konnte ich mir denn alles nur eingebildet haben?

Man kann ja so vieles in e-mails hineinlesen. Gerade in e-mails. Jedenfalls hätte eine so tiefe Beziehung, von der ich angenommen hatte, dass wir sie gehabt hätten, nicht mit so einem kleinen unbedeutenden Crash beendet gewesen sein können.
Wie auch immer, einen Beweis konnte ich nun nicht mehr bekommen.

Jaja, Denis, ich weiß ja schon, es zeugt nicht gerade von einem hohen Selbstwertgefühl!
Das war immer noch so. Da hatte sich auch nicht viel geändert. Seit der Zuflucht war aber so viel passiert. Seit Karmapa da war ja erst recht. Da war eigentlich kein Raum um mein geringes Selbstwertgefühl zu pflegen. Doch es war noch da. Ab und zu kam es noch an die Oberfläche.

30.5 Fluchtwege
Und noch etwas blieb beim alten. Ich flüchtete mal wieder ins Zentrum. Zur Abwechslung von meinen Grübeleien. Im Zentrum fühlte ich Denis am Besten.

30.6 Lena
Und ich ging oft ins Zentrum. Dort war meine Trauer wie weggeblasen. Und auch meine Unsicherheit. Also oft ins Zentrum! Am Wochenende ist es am Besten. Wenig los. Keine gemeinsame Meditation. Konzentration auf das Wesentlich ist möglich.
An einem Sonntag morgen war besonders wenig los. Nur fünf Leute. Jeder macht seine Praxis.
Neben mir sitzt eine Frau mit langen schwarzen Haaren. Ich kenne sie nicht. Sie sitzt nah bei mir. Das fiel mir auf. Die meisten Leute im Zentrum, die mich nicht kennen, halten mehr Abstand zu mir. Sie beginnt, mich zu interessieren. Ich spüre eine Verbindung.

In der Pause spreche ich sie an. Die übliche Prozedur. Natürlich spreche nicht ich sie an. Natürlich. Meine Assistentin übersetzt meine Worte. Die Kommunikation ist kompliziert wie immer.
Sie geht mit der komlizierten Gesprächssituationfast selbstverständlich um.
Ich bin ganz baff. Das ist noch ungewöhnlicher bei Leuten, die das nicht gewohnt sind. Sie aber kennt keine Scheu vor mir. Sie scheint vertraut mit dieser Situation und zu wissen, was auf sie zukommt.

Ich habe das Gefühl, dass da keine Fremde vor mir steht.

Zu den üblichen Schwierigkeiten kommt dazu, dass weder die Frau noch die Assistentin Englisch sprechen. Keiner versteht genau etwas vom anderen. Das lockert die Situation für mich auf. Jeder übersetzt jeden.

Irgendwie kriegen wir ihren Namen raus. Sie heißt Lena und man erkennt ihren ausländischen Akzent. Ich tippe mal auf Russin. Tatsächlich, sie kommt aus Vladiwostock.
Vladiwostock?- das war doch auch irgendwo in Sibirien?

Plötzlich war mir ganz bewußt, was ich jetzt einfach Fragen musste... "Kennst Du Denis Golubev?"

Wenn ich genau gewußt hätte, Denis, dass Vladiwostock und Irkutsk zweitausend Kilometer von voneinander getrennt, wäre mir diese Frage, ob ein Sibirer einen anderen Sibirier kennt, etwas unagemessen vorgekommen. Ich hätte wohl nicht gewagt zu fragen -
ok,ok sehe geanu vor mir wie Du die Augen rollst wenn Du das jetzt liest. Typisch europäische Ingnoranz,

30.7. Lena und Denis

Sie hieß Lena. Hatte lange schwarze Haare, wunderschöne dunkle Augen, groß..
Und ja, sie hatte Denis gekannt. lena und Denis waren enge Freunde.
Sie schenkte mir einen schwarzen Segensknoten von Karampa.
Und Jahre, sie kannte mich und hatte gehofft mich in Berlin zu treffen.
Denist hatte oft von mir erzählt. Sie kannte alle Photos von mir. Und war mit meinen Lebenssituation vertraut.
Sie lachte, ein Photo von dir trug er immer bei sich.

30.8 Das letzte Geschenk
(Achtung!!!Diesen Begriff erst jetzt verwenden. Im letzten Kapitel anders audrücken)

Wow!!! Was für ein Geschenk! Mit einem mal sind alle Zweifel der letzen Tage verschwunden.
Alle Zweifel gehen fort. Nun wußte ich das auch er unsere starke Verbindung gespürt hat.

30.9 Der Raum trägt
Alle Zweifel lösen sich auf im Raum.
In diesen Moment fühlte ich, was ich immer gelesen habe. In diesen Moment spührte ich, dass der Raum alles enthält. Alles was man braucht wird sich aus dem Raum heraus manifestieren.
Ich werde immmer darauf vertrauen können.

Was für ein großartiges Geschenk, das war das letzte große Geschenk das Denis hat mir geben können.

30.10 Lena und ich
Zwischen mir und Lena, das war so ein Liebe-auf-den-ersten-Blick-Ding. Verständigung von Herz zu Herz ohne die Notwendigkeit von irgendwelchen Worten..
Das war auch nötig. Lena konnte nur ein paar Worte englisch. Und meine Probleme kennst du ja, Dennis. Ich lud Lena zu mir nach Hause ein, und damit zögere ich meistens. Wir wollten zusammen meditieren und danach versprach mir Lena eine tibetische Massage

Am nächsten Morgen wollte Lena schon wieder aufbrechen zu einer Tour durch deutsche Zentren. Danach wollte sie wieder kurz in Berlin sein. Für diesen Tag verabredeten wir uns zum Pizza-Essen.

30.11 Auf dem fliegenden Teppich
Als Lena kam, puzzelten wir zusammen, dass sie einen Abstecher nach Italien gemacht hatte. Mit leuchtenden Augen erzählte sie vom Phowa in Bari.

Nach Pizza und Rotwein erzählte mir Lena, dass sie noch ein Geschenk für mich hätte. Sie tauchte ab in die Tiefen ihres Rucksacks.
Schließlich kam sie wieder zum Vorschein und überreichte mir eine lange rote Rolle. Dieses Etwas entpuppte sich als Teppich.
Sagen wir mal so: So ganz traf er nicht meinen Geschmack. - Eigentlich war der Teppich sogar ziemlich furchtbar. Und ich hätte ihn eher bei Touristenkitsch angesiedelt, Dennis.Auf dem Teppich war ein Moschusochse zu sehen. Der war mit Pflanzen und Blumengirlanden umrundet. Auf dem Ochsen thronte ein kleiner Junge.

Wenn er nicht von Lena gewesen wäre..., aber er war von Lena. Darum war er wund
erschön und ich freute mich sehr. Ich bin nicht sicher, ob Lena meinen Blick richtig gedeutet hat. Aber sie erzählte fast erklärend, dass mit dem Teppich eine Geschichte verbunden sei.

30.12 ...Du musst wandern, von der einen Hand zur andern

Eigentlich war Dennis nämlich mit dem Teppich verbunden. Denn er war ein Lieblingsstück von Dennis gewesen. Er hat ihn täglich benutzt, um darauf zu meditieren. Damit stieg sein Wert für mich ins Unermessliche, Dennis.Doch nun begann Lenas geschichte um den Teppich. Ole war gerade in Bulgarien, als Dennis starb. Deshalb schickte die Mutter von Dennis den Teppich über Freunde von Irkutsk nach Bulgarien. Denn Ole würde natürlich Phowa für Dennis machen.

Der Teppich war bei Ole in Bulgarien. Der Reigen war eröffnet. Ole nahm nach dem Powa den Teppich mit nach Moskau. Nach Moskau war der Sangha aus Kirkusk gereist.

Du wolltest dabei sein, Dennis. Du warst, wir waren uns so sicher.
Dort war auch Anja. Die Frau des Mannes, der mit dir auf der Rafting-Tour umgekommen war. Anja hatte also Mann und Kind verloren.

Ole war der Meinung, der Teppich sei bei Anja besser aufgehoben. Nach Moskau entschied sich Anja, mit nach Wien zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen.
Patrick hatte sie eingeladen.

Ich glaube, das war der Patrick, der für dich den Gau mitnehmen sollte.
Zur selben Zeit wie Anja war auch Lena auf ihrer Tour durch die deutschen Zentren im Hamburger Zentrum angekommen.

Auf einen Spaziergang erzählte ihr Lena von der Verbindung, die zwischen Dennis und mir bestanden hatte.
Darauf entschied Anja, dass der Teppisch besser bei mir als bei ihr aufgehoben wäre.
Und das war der Teppich mit dem Leder bei diesem Pizza-Essen bei mir wieder auftauchte.

Bis heute wundert mich, Dennis, dass ich am Ende der Teppich-Geschichte nicht angefangen habe, zu weinen. So gerührt war ich! Über die Spiele im Raum, üner die Großzügigkeit von Anja. Darüber, dass dieser Reigen sich auf so wundersame Weise schloss.

30.13 Auf Wiedersehen, Lena

Der Abschied von Lena fiel mir so schwer. Auf einmal fragte sie mich, ob ich nicht trotzdem nach Hamburg kommen wollte. Ich wünschte, ich könnte.

Damals mit dir, Dennis, war diese Verabredung noch viel zu weit weg, um konkret zu werden. Jetzt war es konkret und die Versuchung war groß. Wie sollte ich das alles blos organisieren? Im November Assistenten zu finden für Weihnachten und gar Silvester wäre nicht sehr aussichtsreich.

Aber ich erinnerte mich, dass wir ja immer noch im Jahr 2000 waren. In dem Jahr, in dem Karmapas Kraftfeld alles gefügt hatte.

Also, auf Wiedersehen Lena in Hamburg.

30.14 Abschied von DirWenn ich Lena in Hamburf wiedersehen würde, wäre das ein bisschen so als ob ich dir begegnen würde und der Abschied von Lena wird wie ein Abschied von Dir sein. Die Möglichkeit einen Schlusspunkt zu setzen.

Hinter ein wundrevolles Jahr und eine wundervolle Freundschaft. Die so eng verbunden war mit diesem Jahr.



copyright * piri schmidt

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